Montag, 27. Februar 2012
Die Reise geht zu Ende
Wir sind zurück in Südafrika- na ja nicht so richtig. Wir sind nämlich von Namibia in den Kgalagadi Transfrontier Park eingereist und derzeit im südafrikanischen Teil. Wie der Name schon sagt, ist der Park aber länderübergreifend und hat Teile in Botswana, Südafrika und Namibia. Zollformalitäten gibt es erst bei der Ausreise in dem Land, in das man ausreist. Im Park sieht man keine Grenzen.
Aber wir hatten unseren Blog ja zuletzt an der Grenze von Namibia unterbrochen. Also der Reihe nach:
Nach an sich problemlosen Grenzformalitäten (hat dann doch fast 1 Stunde gedauert, denn hier hat jeder Zeit und die Ruhe weg, wir inzwischen auch) ging es durch ziemlich ödes und praktisch unbewohntes Steppenland zum Fish River Canyon. Bis auf ganz wenige Hauptstraßen sind die Straßen in Namibia nicht geteert. Die Qualität variiert von wunderbar glatt bis furchtbares Wellblech und steinig. Mit ausgewaschenen Trockenflusstälern und weichen Sandstellen muss man immer rechnen. Also aufpassen und sich nicht zum Rasen verleiten lassen.
Am Fish River Canyon gibt es einen netten Campingplatz der Nationalparkverwaltung. Außer uns war noch ein anderes Auto da – Nebensaison eben. Der Canyon selbst ist ziemlich spektakulär in die recht flache Umgebung eingefressen, mit unendlich vielen Schleifen und Windungen. Er ist von Kante bis Boden bis zu 500m tief und etwas über 100 km lang. Der wirklich schöne Teil ist etwa 20 km lang. Wir sind extra zum Sonnenuntergang an den Rand gefahren, aber leider sind die Steine ziemlich blass braun, so dass es kein besonders schönes Farbenspiel in der Abendsonne gibt, wie etwa beim Grand Canyon in den USA. Am nächsten Tag haben wir auf einer wirklich sehr harten und anspruchsvollen 4x4 Piste etwa 10 km des Canyons erkundet und an vielen schönen Ausblicken angehalten. Es gab auch das erste Mal Köcherbäume, eine sehr seltene Sukkulentenart, die wie Bäume aussehen und mehrere hundert Jahre alte werden können. Sie stehen alle unter Naturschutz! Wir waren erstaunt, wie unser Auto diese Piste problemlos meisterte. Zum Teil ging es über ausgewaschene Schotterstufen im Schritttempo nur mit Allradantrieb steil bergauf.
Bei der Ausfahrt haben wir am Canyon Road House übernachtet, das sehr schön im Stil eines Road Houses in Texas (passt perfekt in diese Landschaft) komplett mit alten Autos und sonstigen Antiquitäten hergerichtet ist. Auch Restaurant, Pool und Campingplatz waren erstklassig. Wann immer die Betreiberfirma in der Nähe unseres Übernachtungszieles einen Platz hat, gingen wir hin und waren noch nicht enttäuscht.
Vom Fish-River Canyon wollten wir nach Lüderitz an der Atlantikküste. Die Fahrt war nicht sehr spannend, aber übernachtet haben wir etwa 100 km vor Lüderitz auf einer Ranch im Stile New Mexicos des gleichen Anbieters und es war wieder perfekt als Gesamtkomposition von Landschaft, Pflanzen und Tieren. Nach einer sehr schönen Bergwanderung im strahlenden Sonnenschein am noch kühlen frühen Morgen fuhren wir auf ausnahmsweise mal guter Teerstraße knapp eine Stunde nach Lüderitz los. Rechts und links neben der Straße viele Wildpferde. Wie die dahin kommen ist offenbar ungeklärt, sie müssen irgendwann von Europäern freigelassen worden sein. Das muss schon so lange her sein, dass sie sich körperlich verändert und an das Wüstenleben angepasst haben. Sie sind kleiner und schlanker als unsere Pferde und brauchen viel weniger Wasser (bis zu 5 Tage kommen sie sogar ganz ohne Wasser aus).
Die Halbwüste wurde immer karger bis sie irgendwann komplett ohne Bewuchs war, reine Mondlandschaft. Rechts und links der Straße ist Sperrgebiet (genauso und zwar auf Deutsch heißt das Gebiet auch), da dort Diamanten gefunden werden oder zumindest wurden. Die größte noch von Deutschen gegründete Bergbausiedlung ist jedenfalls aufgegeben und Geisterstadt. Die ganze Zeit hat uns eine neu gebaute Eisenbahn, die aber offenbar nur von Straußen genutzt wird (aus unerfindlichen Gründen sammeln die sich am Bahndamm) begleitet. Kurz vor Lüderitz liegen auf einmal massenhaft noch nicht eingebaute Schienen in der Wüste und für ein paar Kilometer sind noch neue Schwellen auf dem offensichtlich neu aufgeschütteten Bahndamm gelagert. Dann kommt nur noch neuer Bahndamm und dann hört auch das auf und lediglich die halbverwehte alte Trasse der ehemaligen kaiserlichen Eisenbahn und ein paar verfallene kaiserliche Bahnhöf(chen) sind zu sehen. Sonst keine Baumaschinen oder gar Aktivitäten. Offenbar wollte die Regierung die historische Eisenbahn nach Lüderitz wieder reaktivieren und hat ein paar Kilometer vor dem Ziel mitten im Nichts aufgehört.
Über eine Bergkante geht die Straße (auch neu, aber kaum befahren, wieso brauchen die dann noch eine Eisenbahn?) dann an die Küste und plötzlich war die Sonne weg und der Küstennebel da. Willkommen in Lüderitz. Es war surreal. Eine Ministadt (etwa 9.000 Einwohner), kalt, neblig (es war unter 20 C im Hochsommer) mit jeder Menge sogar ziemlich gepflegten Häuschen aus der Kaiserzeit. Es war Samstagnachmittag, um 14h wurden alle (na ja, es sind nicht viele) Geschäfte geschlossen und man sieht kaum einen Menschen auf der Straße. Mit Mühe haben wir gerade noch ein Internetcafe kurz vor Schließung gefunden und später im einzigen halbwegs ordentlichen (und geöffneten) Restaurant etwas gegessen. In Polarvlies und langen Hosen haben wir dann die ausgestorbene „Stadt“ erkundet. Es sieht in Teilen wirklich so aus, wie man sich ein Provinzstädtchen irgendwo in Hinterpommern um die Jahrhundertwende vorstellt. Nur ist das mitten in Afrika und über 200 km durch die Wüste von der nächsten Ansiedlung mit mehr als 500 Einwohnern entfernt. Genervt von Nebel und Kälte sind wir dann wieder zu „unserer“ Ranch in den Bergen geflüchtet und haben dort abends noch eine schöne einsame Fahrt über sandige Wüstenpisten mit Wildpferden, Antilopen und einem Wüstenfuchs erlebt.
Weiter ging die Fahrt nach Norden durch fantastische Halbwüste und Berge, zum Teil auf der berühmten D 707, die als die landschaftlich schönste Straße Namibias gilt. Sie ist tatsächlich landschaftlich sehr schön, aber ob es wirklich die schönste ist, kann man sicher diskutieren, da es in Namibia eine Reihe wirklich schöner Gegenden gibt. Sie gehört aber sicher mit zu den schlechtesten Straßen in Namibia. Auf über 100 km gibt es Alles, was ein Auto oder seine Reifen zerlegen kann und zwar durchgehend. Dass wir immer noch keinerlei Panne hatten (toi, toi, toi !!) grenzt an ein Wunder. Der Wagen ist wirklich hart im Nehmen.
Aber die Landschaft im Namib-Naukluft Gebiet entschädigt für alles. Rechts und links der Straße Bergketten (weitgehend ohne Bewuchs) mit immer wieder wechselnden Gesteinsfarben und bizarren Formen, davor unendliche Weiten mit gelbem Steppengras und /oder roten Dünen und alles belebt mit Springböcken, Oryxantilopen oder Straußen nebst verschiedensten Vögeln und anderem Kleingetier.
Im Wüstengebiet und den riesigen Dünen des Sossusvlei haben wir dann die nächsten Tage verbracht. Diesen Teil Namibias kannten wir schon, da er so schön ist, wollten wir aber noch einmal hin. Rote Dünengebirge mit mehreren 100 m Höhe, dazwischen weiße Salzpfannen mit abgestorbenen bizarren Bäumen, wirklich eine der „must-see“ Landschaften dieser Erde!
Für den 8. Februar hatten wir uns mit Schweizer Bekannten in Mariental verabredet. Sie wohnen seit 6 Jahren in einem großen Wohnmobil auf einem MAN Allrad-LKW und bereisen nach 5 Jahren in Südamerika nun Afrika. Einen Tag und natürlich Abend haben wir über Reisen und Reiseziele gesprochen, während draußen mal wieder ein heftiges Gewitter tobte – Regenzeit. Wir sind dann am nächsten Morgen getrennt losgefahren und wollten uns abends im Kgalagadi NP. wieder treffen. Sie kamen etwas später los als wir, und da wegen des anhaltenden z.T. sintflutartigen Regens die Fahrt auf den natürlich nicht geteerten schlammigen „Straßen“ mit wassergefüllten Furten eine zusätzliche Komplikation bekommen hatte, haben wir uns leider verfehlt. Wir fuhren am nächsten Morgen früh zum Hauptcamp weiter. Die Strecke dorthin wurde wieder über 120 km auf üblen Pisten, Fahrzeit mind. 3 ½ Stunden ohne Fotostopps!). Es war inzwischen der 10. Februar und damit der letzte Tag vor Pascales Abflug nach Zentralamerika. Da wollten wir natürlich erreichbar sein - Handyempfang gibt es nur im Hauptcamp Twee Rivieren! Das hat dann auch alles geklappt.
Nachdem wir mit Pascale ausführlich telefoniert und die letzten Fragen zur Reise geklärt hatten, sind wir zu einem Wildnis Camp auf botswanischer Seite für eine Übernachtung gefahren. Es gibt 6 sehr nett angelegte und jeweils mehrere 100 m getrennte Campsites mit jeweils eigener Dusche und Toilette. Soweit die Theorie. In der Praxis sind die Solarpanele, die die Wasserpumpe zur Versorgung des Camps antreiben sollen, nicht mehr angeschlossen und auch sonst nichts mehr gewartet oder gepflegt. Es gibt also keinerlei Wasser und es ist auch kein Ranger vor Ort. Also ein landschaftlich wunderschöner, sehr einsamer und nicht eingezäunter Parkplatz (Löwen sind wohl häufige Besucher) ohne jede Versorgung. Aber es gibt verrückterweise Handyempfang (wohl da es auf einem Berg liegt) und wir bekamen daher von Pascale die Nachricht, dass sie gut in ihrem mexikanischen Hotel angekommen ist. Wir konnten daher beruhigt in die Tiefen des Parks eindringen und etwa 1 Woche „offline“ (keinerlei Kommunikationsmöglichkeit) gehen. Gleich im ersten Camp trafen wir unsere Schweizer Freunde, die es tatsächlich 2 Tage zuvor nicht mehr rechtzeitig ins Camp geschafft hatten. Mit ihnen haben wir dann einige Tage im Park verbracht.
Der Park ist riesig (größer als Israel) und gliedert sich in 2 (Trocken)-Flusstäler, in denen es aber Wasserlöcher für Tiere gibt und viel Kalahariwüste. Die Tiere konzentrieren sich weitgehend in den zwei Tälern, der Rest sind relativ niedrige rote Dünen und Trockensavanne. Da wir in der Regenzeit hier waren (es gab tatsächlich einige Schauer), war die Savanne voller bunter Blumen. Fantastisch. Es gibt nur wenige Sandstraßen mit ziemlich heftigem Wellblech. Einige Pisten sind für Allradfahrzeuge reserviert, da sie sehr tiefsandig sind und über Dünen führen. Wir mussten die natürlich fahren und sind in ein wunderschönes Wüstencamp mit 4 Safarizelten gefahren. Das war sogar für erfahrene Wüstenfahrer anspruchsvoll und ich hätte vorher nie geglaubt, dass man solche Strecken mit einem Wohnmobil fahren kann. Wir sind ohne steckenzubleiben durchgekommen. Tolle Atmosphäre!
An Tieren gibt es im KTP viele Antilopen, Echsen, Greifvögel und vor allem Riesentrappen. Die Spezialität des Parks sind aber die Katzen. Löwen haben wir jeden Tag zum Teil mehrmals gesehen. Einmal sind wir den ganzen Tag zusammen mit unseren Freunden( natürlich in 2 Autos, aussteigen strengstens verboten!) an einer Wasserstelle gestanden und konnten eine Gruppe von 7 Löwen (2 Männchen, 5 Weibchen) beobachtet, die nur wenig von uns entfernt den Tag verbrachten. Wir konnten sie bei allen möglichen Aktivitäten und von allen Seiten beobachten und, da Löwen sehr faul sind und viel schlafen, daneben noch selbst lesen und Bilder bearbeiten. Das geht natürlich nur im Wohnmobil, da wir hier Alles (Toilette, Kühlschrank, Strom fürs Laptop) haben. Wir haben auch zwei Mal Geparden gesehen. Das sind herrliche Tiere. Beim zweiten Mal waren es 4 Junge, die ganz brav über eine Stunde an einem Platz (Gott sei Dank nahe der Piste) gewartet haben, während die Mutter in der Nähe gejagt hatte. Irgendwann hat dann die Mutter „gerufen“ und die 4 sind folgsam in ihre Richtung losgesaust. Wären nur unsere Kinder so diszipliniert gewesen .
Aber irgendwann war auch die Zeit im Park vorbei (und alle Vorräte aufgebraucht) und wir sind in 2 Tagen wieder Richtung Windhoek gefahren. In Windhoek haben wir erst einmal die Ford Niederlassung und einen Campingladen gesucht. Beides schließlich gefunden, aber sie waren am Samstag schon geschlossen. Bei Ford möchte ich noch Ölwechsel und kleinen Service machen lassen, im Campingladen wollen wir einen neuen Kühlschrank kaufen, der auch Afrika-tauglich ist. Unserer mag ja für Europa ganz nett sein, aber mit afrikanischen Temperaturen war er vollkommen überfordert.
Es ging dann weiter zum Waterberg-Plateaupark, den wir von unserer letzten Reise noch als sehr schön in Erinnerung hatten und der damals mangels Zeit etwas zu kurz gekommen war. Der Berg machte allerdings seinem Namen alle Ehre. Die Piste zum Campingplatz war zum Teil extrem schlammig (unmöglich ohne Allradantrieb) oder weggeschwemmt. Da es schon wieder Abend war, haben wir uns trotzdem durchgekämpft. Es fing aber nachts wieder an zu regnen und der Berg war wolkenverhangen, also sind wir am nächsten Morgen gleich wieder runter gefahren (na ja im Schritttempo geschlittert und geholpert) und haben uns dann durch ein Schlammchaos bis zur befestigten Straße durchgekämpft. Wieder nichts mit Wanderungen auf dem wunderschönen Waterbergplateau. Jetzt verbringen wir noch einige Tage auf Gästefarmen in der Nähe von Windhoek, um unsere Reisebilder zu bearbeiten und zu ordnen, den letzten Blogeintrag zu schreiben und das Auto fertig zum Einlagern zu machen (Ölwechsel, neuer Kühlschrank, Hausputz etc.). Dann geht es wieder nach Deutschland.
FAZIT:
Schön war es. Wir hatten großes Glück und keinerlei Probleme, weder gesundheitliche, noch irgendwelche Autoprobleme, noch mit Menschen. Wir waren mit großer Vorsicht nach Südafrika gefahren und sind dann nicht einmal von irgendjemand auch nur unfreundlich angeschaut worden. Der einzige Einbruchsversuch, der auch noch Schaden angerichtet hat, war von Pavianen, die versucht haben, über unser Dachfenster in das Auto einzudringen und dabei ein Sonnenrollo beschädigt haben. Viele Südafrikaner egal welcher Couleur haben uns freundlich und offen angesprochen, wobei natürlich unser deutsches Auto ein wunderbarer „Aufhänger“ für ein Gespräch war. Wir hatten auch keinerlei Probleme mit „Offiziellen“ (Polizei, Zöllner). Bei (seltenen) Polizeikontrollen wurden wir sowohl in Südafrika, als auch in Namibia mit unserem ausländischen Kennzeichen mit einem freundlichen Gruß durchgewinkt. Zöllner waren langsam aber immer korrekt und wenn sie sich entspannen konnten, weil sie die schwierige Aufgabe, ihre verschiedenen Listen mit unseren ungewohnten Daten zu füllen, erledigt hatten, auch freundlich und häufig am Woher und Wohin und natürlich am Auto interessiert. Nachdem wir uns auf die afrikanische Geschwindigkeit eingelassen hatten und keine gehetzte Atmosphäre mehr verbreiteten, wenn irgendwo die Bürokratie ihre Zeit brauchte, ging es immer problemlos.
Südafrika und Namibia sind schön. Speziell in Südafrika ist der der Werbespruch „Die Welt in einem Land“ nicht falsch. Es gibt Großstädte und menschenleere Gegenden, tropische Strände und stürmische, kalte Küsten mit Pinguinen, Hochgebirge, waldreiche Mittelgebirge und brennendheiße Wüsten; und es gibt sehr unterschiedliche Menschen. Übergewichtige, eher einfach gestrickte Buren, denen man zutraut, den Ochsenkarren bei Bedarf selbst zu ziehen, smarte Großstädter jeder Herkunft, Inder, Malaien und natürlich Schwarze unterschiedlichster Stämme. Dazu gibt es auch jede Mischung dieser Menschen.
Aber beide Länder haben riesige Probleme. Es gibt sehr offensichtliche Spannungen zwischen allen Gruppen, auch zwischen Schwarzen unterschiedlicher Stämme. Es gibt riesige soziale Diskrepanzen zwischen (meist weißen) Reichen in zu Festungen ausgebauten Villenvierteln mit eigenen Wachmannschaften und Schwarzen in Townships oder auf dem Land, die im Elend leben. Das größte Problem ist die Arbeitslosigkeit unter schwarzen Jugendlichen. Die Geburtenrate ist offensichtlich sehr hoch und die Mehrzahl der schwarzen Jugendlichen hat keine Aussicht auf einen legalen Job nach der Schule. Von der hohen Rate an HIV-Infektionen ganz zu schwiegen, die eigene Probleme mit sich bringt. Die schwarze Regierung bläst den öffentlichen Sektor gewaltig auf, wohl um ihre „Klienten“ zu versorgen. Die weiße Minderheit ist sehr verbittert, da sie das Land auf dem absteigenden Weg sieht. Regierungsjobs gehen praktisch nur an Schwarze und wohl werden auch nicht unbedingt nach Qualifikation, sondern nach Stammeszugehörigkeit oder anderen Gründen besetzt. Jedenfalls war die Mehrzahl der „Offiziellen“, mit denen wir Kontakt hatten, für ihre Tätigkeit nicht ausreichend qualifiziert. Korruption scheint allgegenwärtig zu sein. Die Verwaltung lässt die Infrastruktur und auch die sonstigen öffentlichen Einrichtungen ziemlich herunterkommen. Gerade bei den Nationalparks, aber auch den Straßen merkt man häufig, dass Wartung und Pflege oder Interesse an der Arbeit ein Fremdwort sind. Allerdings gibt es da Ausnahmen, wenn ein engagierter Campmanager wirklich blitzsaubere und gepflegte Anlagen schafft. Es geht also.
Ob und wenn ja wie das Land diese Probleme bewältigt, ist nach unserem Eindruck durchaus offen. Es ist durchaus denkbar, dass sich der Zorn und die Hoffnungslosigkeit der unendlich vielen schwarzen Arbeitslosen in Gewalt entlädt oder ein Demagoge, wie Mugabe in Zimbabwe, gewählt wird, der die Lösung in der Enteignung der Weißen sieht. Es kann aber auch gut gehen und genügend fähige Politiker und Fachleute der schwarzen Mehrheit bilden sich rechtzeitig heran, um diese Katastrophe zu vermeiden. Wir trafen auch Weiße, die fest an eine gute Zukunft für ihre Kinder in diesem Land glauben. Wir können es den trotzallem meist fröhlichen und freundlichen Menschen und ihrem schönen Land nur wünschen.
Wir werden jedenfalls noch mindestens eine weitere Reise im südlichen Afrika machen, um auch noch andere Länder (Sambia, Botswana, Mozambique, Malawi?) kennenzulernen und auch noch Teile von Namibia und Südafrika zu erkunden, für die diesmal die Zeit nicht reichte oder das Klima ungünstig war. Wir haben jetzt Vertrauen in unsere Ausrüstung. Insgesamt sind wir etwa 15 000km gefahren, davon ca 1/3 auf ungeteerten Pisten. Da gab es Alles: Erstklassige Schotterautobahnen in Namibia, Wellblechpisten (leider überwiegend), ausgewaschene und erodierte Steilstrecken mit und ohne Geröll, Tiefsandpisten und Dünenüberquerungen, felsige Pisten, Flußdurchfahrungen und Schlammstrecken. Wir sind nie stecken geblieben, Sandbleche und Schaufel sind noch unbenutzt. Das Auto ist schmutzig und von Büschen und Bäumen vollkommen verkratzt, Geschirr, Töpfe und Alles , was sich sonst noch bewegen kann ist von den Rüttelpisten verkratzt. Aber es ist nichts kaput. Das Auto hat also seine lange Testfahrt bestanden. Auch wir fühlen uns in diesen Ländern jetzt wohl, so dass wir jetzt auch die anderen Länder angehen können. Dieses Vertrauen kam auch zustande bei den unzähligen Gesprächen mit ebenso Natur verbundenen Reisenden, die uns Mut machten, den Menschen außerhalb Südafrikas zu begegnen. Wir freuen uns darauf!
Dienstag, 31. Januar 2012
Krüger NP -Grenze Namibia
Und es hat weiter geregnet. Als wir am nächsten Morgen aufwachten, war das Camp in Letaba überflutet. Wir mussten einige Stunden warten, bis wir durch z.T. knietiefes Wasser über die letzte noch offene Straße in Richtung Norden fahren konnten. Der gesamte Süden und die Mitte des Parks waren überflutet und einige Hundert Reisende „gestrandet“. Nach Norden fuhren wir zunächst durch eine Wasserlandschaft, bei strömendem Regen. Mit der Zeit ließ der Regen nach und hörte im äußersten Norden sogar ganz auf. Im Camp von Punda Maria war es dann trocken. Das Camp ist klein und leider ziemlich vernachlässigt, die Waschräume waren sicher schon eine Woche nicht mehr gereinigt worden, allerdings waren kaum Touristen da. Der äußerste Norden ist landschaftlich schön mit Bergen und dem großen Fluss Limpopo, einschließlich kleinerer Seitenflüsse. Es ist das Drei- Ländereck mit Mozambique, Zimbabwe und Südafrika. Das Eck selbst heißt Crooks Corner, da dort früher Gauner lebten, die bei Bedarf einfach über die eine oder andere Grenze vor der Polizei abgehauen sind. An Tieren gibt es Elefanten, Krokodile, Hippos und die üblichen Antilopen. Wegen der Flussauen und des dichten Bewuchses gibt es aber vor allem unendlich viele Vögel, auch sehr seltene. Wir haben uns dort eine Nacht in einer exklusiven Luxuslodge gegönnt. Die 3 anderen Gäste waren nett und wir wurden rundherum verwöhnt. War schön.
Da der Regen überall aufgehört hatte, fuhren wir nach einigen Tagen wieder in den sicherlich schönsten Teil des Parks, die Mitte. Die Schäden der Überschwemmung waren noch deutlich sichtbar und die sonst so zahlreichen Tiere hatten sich noch weitgehend verzogen. Laut Pascale, die gerade ben auf ihrer Reise in der Mitte des Parks ist, sind sie aber inzwischen wieder zahlreich versammelt.
Weiter ging es zum nächsten Höhepunkt, der zu Recht so benannten Panoramaroute im Gebiet des Blyde River Canyon. Er liegt am Übergang zwischen dem Lowfeld (dort liegt der Krügsich nach er Park, Höhe etwa 200m) und dem Highfeld (Höhe zwischen 1100m – 1800m).Das Hochland erstreckt Westen bis fast zum Atlantik und nach Norden bis nach Nordafrika und fällt hier in einem spektakulären Abbruch abrupt um über 1500 Höhenmeter ins Lowfeld ab. Mitten durch fließt in einem Canyongebiet der Blyde River. Die Landschaft und die Ausblicke sind fantastisch. Wenn man etwas vom Abbruch ins Landesinnere fährt, sieht es mehr nach Schwarzwald als nach Afrika aus. Es ist auch nicht sehr warm, immerhin ist es in der Gegend etwa 1800m hoch. Tourismus und Forstwirtschaft machen die Gegend relativ wohlhabend. Zum ersten Mal haben wir Bustouristen gesehen, mit der entsprechenden Infrastruktur (massenhaft Andenkenläden und Restaurants, sowie ein Museumsdorf).
Nach einigen Tagen in dieser schönen Landschaft ging es dann auf eine lange Fahrt quer durchs Land in den Pilanesberg NP. Dazwischen gab es nämlich (fast) nur die Großstädte Pretoria und Johannesburg mit ihrem Kriminalitätsproblem und das wollten wir uns nicht antun. Aber einen interessanten Stopp gab es doch, „The Cradle of Humankind“. Das ist ein Gebiet etwa 1 Stunde westlich von Pretoria, in dem sehr viele Überreste von Urmenschen und diversen Vorfahren des Menschen gefunden wurden. Es ist deshalb Unesco Weltkulturerbe. In einem sehr schönen modernen Museum werden die Fundstücke ausgestellt und die Entwicklungsgeschichte der Menschheit sehr anschaulich dargestellt. Das haben wir uns natürlich nicht entgehen lassen. Wir haben es dann doch noch bis zum Nationalpark in Pilanesberg geschafft.
Dort haben wir die bisher größte Konzentration an ausländischen Reisenden angetroffen. Zunächst ein junges Paar aus Berlin mit Ihren 2 kleinen Jungs in einem Uralt-Landcruiser mit Dachzelt. Der hatte noch eine belgische Nummer, da sie ihn irgendwann einmal von einem Belgier in Kenia gekauft hatten und ihn nie neu angemeldet haben. Danach kam der riesige Jonathan angerumpelt. Jonathan ist ein 14 Jahre alter (2-Rad-getriebener) MAN LKW mit aufgesetztem Wohnwagen und offenbar inzwischen etwas altersschwach. Er hatte ein Bad Homburger Nummer! Die Eigner waren ein nettes Paar (er offiziell wohnhaft in Bad Homburg), die meistens auf Ibiza leben und das Auto im südlichen Afrika stationiert haben, um dort im Winter herumzufahren. Zu guter Letzt kam dann noch eine mindestens 15 Mann (und Frau) starke Truppe in 7 Mietgeländewagen mit jeder Menge Aufklebern. Laut Aufklebern handelte es sich um ein reisendes Mittelalterfestival (kein Witz), die ihre Vorstellungen im südlichen Afrika geben wollten. Laut Aufklebern hatte jedes Team seine Aufgabe (eines war für Erotik zuständig, was die wohl machen?). Alle Plakate waren sinnigerweise auf Deutsch. Was es alles gibt….
Noch interessanter als diese Begegnungen waren allerdings die Foto-Pirschfahrten (natürlich im eigenen Auto). Jede Menge Tiere, Elefanten, Rhinos, Löwen (haben aber immer noch keinen Leoparden gesehen), Antilopen etc. Besonders interessant waren zwei Caracals (Wüstenluchse)- zur frühen Morgenstunde, eine Gruppe sehr seltener Wildhunde und eine große Herde Elefanten mit jeder Menge Nachwuchs von ganz klein bis mittelgroß. In der Hoffnung endlich einen Leoparden zu sehen, haben wir einen nächtlichen Game Drive gemacht, das darf man nur organisiert mit Fahrer. das war ein Flop. Durch das nahegelegene Sun City (dazu später) gab es mindestens 15 Veranstalter, die Fahrer hatten Funkkontakt und wenn irgendeiner etwas gesehen hat, sind alle dazu geströmt. Das gab richtige Verkehrsstaus. Die einzige interessante Begebenheit war ein wütender Elefant (ich verstand ihn vollkommen), der die ganze Geländewagenkolonne zum Umdrehen und Ausweichen auf eine Nebenstraße zwang.
Von dem Nationalpark sind wir in das nahegelegene Sun City gefahren. Die Auswirkungen des Ortes hatten wir schon im Park gesehen, da Mengen von chinesischen Touristen in klimatisierten Reisebussen auf den 2 einzigen Teerstraßen einen kurzen „Gamedrive“ machten. Wie wir erfahren haben, waren die zum chinesischen Neujahrsfest in Sun City und brauchten offenbar neben dem Las Vegas Erlebnis auch 2 Stunden „authentisches Afrika“. Sun City ist ein eingezäunter Retortenkomplex. Es gibt ein riesiges Tor, wo man als Tagesbesucher erst einmal seinen Eintritt bezahlt und sein Auto abstellt. Alles ist auf den Ansturm von Tausenden ausgelegt (den es Wochentags in der Nebensaison glücklicherweise nicht gab). Der Komplex selbst ist im Stil Las Vegas nachempfunden mit Luxushotels (allerdings nur 4), Spielcasinos, Wellenbad, Golfplatz etc. Das ist m Kontext Südafrika so schräg, dass es schon wieder lustig ist. Eine Nacht haben wir uns gegönnt, als Kontrastprogramm.
Von Sun City ging es dann auf den zweiten Teil unserer großen Ost-Westdurchquerung Südafrikas. Noch einmal über 700km auf guten Straßen durch trockenes, kaum besiedeltes Hochland ohne Grund für einen Zwischenstopp bis Upington. Das ist eine recht gepflegte Stadt in der Provinz Northern Cape in der heißen Trockensavanne des Grenzgebietes nach Namibia. Es liegt wie eine grüne Oase am Orange River. Auf einem gemütlichen kleinen Campingplatz direkt am Fluss haben wir uns von dem langen Fahrtag erholt (nachdem wir von dem von unserem Führer angepriesenen, aber vollkommen vernachlässigten städtischen Campingplatz geflüchtet sind).
Die letzten Tage haben wir jetzt im zwei Stunden außerhalb liegenden Augrabies Falls NP verbracht. Der Orange River fließt hier in einem sehr engen Canyon mit einem etwa 100m hohen Wasserfall durch eine Trockensavanne. Der Anblick ist sehr schön, der Campingplatz gepflegt und weitgehend leer, bis auf Affen, Vögel, Mangusten und jede Menge Klippschliefer. Es gab lediglich eine unangenehme Überraschung: als wir von einen Sprung in den Pool wieder zum Auto zurück kamen, mussten wir feststellen, dass eine Gruppe Paviane über unser Auto geturnt war und versucht hatte, über die Dachfenster an Essbares zu gelangen. Ergebnis: herausgerissene Verdunkelungsrollos und abgerissene Regenrinnen, doch der Schaden war rasch behoben, als der erste Schreck vorüber war. Die Savanne ähnelt stark den Landschaften, die wir in der Sahara gesehen haben, komplett mit Felsen, die mit schwarzem Wüstenlack überzogen sind. Auf einem Ausflug zu Sonnenaufgang um 6 Uhr in den Park auf Strecken, die wegen Tiefsandfeldern wirklich Allradantrieb erfordern, haben wir auch überraschend viele Tiere (Kuhantilopen, eine sehr große Herde Elenantilopen, Springböcke, Giraffen) gesehen. Nachdem wir schon sehr steile felsige Strecken (geht nur im sehr kurz übersetzten 1. Geländegang), Wellblechpisten und tiefe Gräben, die die Bodenfreiheit testen, hatten, mussten wir hier erstmalig den Allradantrieb einschalten um ein Tiefsandfeld mit anschließendem steilem Anstieg zu befahren. Trotz aller Warnungen („auf der Strecke sind auch schon richtige Geländewagen steckengeblieben“) hat unser Reisephant auch das problemlos gemeistert. Langsam bekommen wir Zutrauen zur Geländegängigkeit unseres Autos.
Heute Abend gehen wir in ein Hotel in Upington, um Internetzugang zu haben und mal wieder mit Pascale zu sprechen, die am 1. Febr. von Johannesburg nach Deutschland fliegt. Da sie schon bald weiter zu dem „spanischen Teil“ ihres Gap Years nach Zentralamerika fliegt, werden wir sie bis Ende März nicht sehen. Da muss gelegentliches skypen sein.
Außerdem gibt es mittlerweile eine kleine Einkaufsliste, die wir in Upington gut erledigen können, der Ort macht einen gepflegten Eindruck, mit Geschäften mitten in der Stadt und nicht nur in einer Mall am Stadtrand! Dann geht es entspannt weiter über die Grenze nach Namibia in Richtung Fish River Canyon.
Montag, 23. Januar 2012
Regen im Kruger Park
Wir sind jetzt im Krüger NP und es schüttet. Seit gestern Abend wechselt es zwischen Sintflut und Regen. Viele der nicht geteerten Nebenstraßen sind gesperrt. Wir haben uns in den (angeblich) trockeneren Norden aufgemacht, in der Hoffnung, besseres Wetter zu finden. Wir sind bis zur Mitte gekommen (der Park ist über 400km lang und die Geschwindigkeitsbegrenzung ist 40-50km/h) und es regnet immer noch. Trotzdem haben wir heute fantastische Tiererlebnisse gehabt: Mehrfach Elefanten praktisch auf Tuchfühlung, von großen Einzelgänger-Bullen bis zu Herden mit Neugeborenen, ein Rudel mit 14 Löwen direkt auf und neben der Straße, Rhinozerosse, Stachelschweine! (die sind erstaunlich groß , eine Gruppe Hyänen auf der Straße, eine Giraffe, die eine Zeit lang vor uns hergelaufen ist und natürlich diverse Zebras, Gnus, Büffel und Antilopen. Mit Sonne wäre es schöner, aber mehr Tiere kann man nicht sehen.
So, das war heute. Aber Ihr habt ja seit dem 1.1. nichts mehr von uns gehört. Am 2.1. haben wir Pascale bei ihrem Projekt abgeholt und sie blieb bei uns bis 4.1. Die Arbeit in ihrem Naturschutzprojekt hat ihr offenbar viel Spaß gemacht, obwohl es anstrengend war. Jeden Morgen um 4h (nachts!) ging es los auf der Suche nach Wildhunden, mittags gab es dann Siesta und ab 15h ging es weiter bis zum Abend. Aber sie hat viel erlebt und ist viel selbstständiger geworden. Wir haben zusammen die Tage in St. Lucia verbracht und den Imfolozi Park und Cape Vidal angeschaut. Sehr schön. Und natürlich viel erzählt. Am 4.1. ist sie dann nach Cape Town geflogen und macht jetzt eine Tour durch Namibia und Botswana im Safaribus mit einer jungen Gruppe. Scheint ihr großen Spaß zu machen.
Wir sind mit Philipp nach Cape Vidal zurück und haben das Glück gehabt, nachts mit einer Tour zu den Stränden fahren zu können, an denen die Seeschildkröten ihre Eier ablegen. Aus Umweltschutzgründen werden pro Tag nur 20 Genehmigungen erteilt. Wir haben tatsächlich eine riesige (2,5 m lang) Leatherbackschildkröte aus unmittelbarer Nähe beim Nestbau und der Eiablage beobachten können. Als Dreingabe haben wir auf der Rückfahrt einen jungen Leoparden und direkt vor unserer Haustüre 2 schlafende Hippos gesehen.
Am nächsten Tag wollten wir dann Philipp in Richards Bay auf seinen langen Flug nach Canada (3 mal umsteigen) setzen. Beim Einchecken wurde uns dann gesagt, der Flug sei wegen Defekts des Flugzeuges gestrichen. Damit hätte er auch seine Anschlüsse in Johannesburg und Frankfurt verpasst. Mit Hilfe von South African Airlines (die waren wirklich kompetent und hilfsbereit) konnten wir noch einen Platz auf einem Flug von Durban (150 km entfernt) nach Johannesburg reservieren, bei dem Phil wenigstens theoretisch gerade noch den Anschluss zur Lufthansa Maschine nach Frankfurt schaffen konnte. Unter Missachtung sämtlicher Geschwindigkeitsbegrenzungen und mit buchstäblich konstant Vollgas (die Strecke ist gut ausgebaut und es war nicht viel Verkehr) hat alles gerade noch geklappt.
Danach haben wir an einem Strand bei Durban erst einmal einen Tag Pause gebraucht. Wir haben mal aufgeräumt und uns überlegt, wie wir eigentlich weiterfahren. Der „Abstecher“ nach Durban war eigentlich nicht vorgesehen. Da haben wir einfach umdisponiert und sind gemütlich über die sog. „Battleroute“ zum Ithala NP gefahren. Die Route heißt so, weil hier in zahlreichen Schlachten die Buren und die Zulus, die Engländer und die Zulus und die Buren und die Engländer gekämpft haben. Letztendlich haben die Engländer die Oberhand behalten, das haben aber weder die Buren noch die Zulus bis heute verwunden. Für die, die auf die Karte schauen, das ist das Gebiet zwischen Ladysmith und Vryheid. In Ladysmith (ein selten hässlicher Ort) haben wir noch Pascale´s beste Freundin, die dort in einem Waisenhaus ein freiwilliges soziales Jahr macht, besucht. Respekt vor dem 18 jährigen Mädchen. Ich könnte unter den dortigen Umständen nicht ein Jahr verbringen.
Die Battleroute war ganz interessant und hat uns geholfen etwas mehr von Südafrika zu verstehen. Wirklich schön war es dann wieder im Ithala NP. Das ist ein Nationalpark, der in den Bergen liegt und Zonen zwischen 1400m und 400m abdeckt. Die Landschaft ist sehr schön, die Wege aber z.T. extrem steil (ungeteert) und sehr anspruchsvoll (manche sind als 4x4 Strecken klassifiziert). Der Reisephant hat sie alle geschafft. Man merkte, dass in SA die Schule wieder angefangen hatte. Der Park war praktisch leer. Die 1. Nacht auf dem Campingplatz waren immerhin 2 Autos da, die 2. Nacht waren wir alleine. Wir konnten ungestört sehr seltene Tsessebe-Antilopen und sowohl Breitmaul, als auch die seltenen Spitzmaulnashörner aus nächster Nähe sehen.
Danach sind wir nach Swaziland weitergefahren. Dort haben wir uns eine Übernachtung in einem sehr „kolonialen“ Hotel in der Hauptstadt Mbabane (wir brauchten Internet) in einer paradiesischen Lodge im Gebirge gegönnt. Im Malolotja-NP wurde eine Canopy-Tour mit 11 Stationen und einer schmalen Hängebrücke angeboten. Es hat richtig Spaß gemacht, über die Baumwipfel zu rutschen! Der nordwestliche Teil von Swaziland ist sehr bergig und grün mit großen Wäldern. Es sieht eher nach Schwarzwald, als nach Afrika aus. Die Menschen sind viel freundlicher, als in Südafrika, aber das Land ist sehr arm (40% Arbeitslosigkeit, fast 40% HIV). Und die wirtschaftliche Zukunft weniger als rosig.
Von dort ging es weiter in den Krüger NP, womit wir wieder am Anfang wären.
Dienstag, 3. Januar 2012
Bis Kwa Zulu Natal
2012, das neue Jahr hat begonnen. Wir haben es mit einem Kanadier, der für die Umweltbehörde auf den Cayman Islands arbeitet (das war natürlich für Philipp ein interessanter Gesprächspartner) und einigen Südafrikanern in einer Lodge in der Nähe des Hluhluwe Nationalparks (KwaZulu-Natal) ordentlich begossen.
Aber erst wollen wir über die letzten 2 Wochen berichten. Nach einigen sehr schönen Tagen in verschiedenen Parks des Tsitsikamma Küste haben wir am 18.12. Philipp in Port Elisabeth abgeholt. Er war in einem über 40 stündigen Flug aus Kanada angekommen und entsprechend müde. Nach einigen Einkäufen, um die Sachen zu besorgen, die er vergessen hatte, sind wir in die Nähe des Addo Elephant Parks gefahren. Früh morgens haben wir im Park eine Rundfahrt gemacht und gleich am Anfang buchstäblich Hunderte von Elefanten beim Morgenbad beobachten können. Ein phantastischer Anblick. Es war gut, dass wir so früh unterwegs waren, denn bald darauf haben die Elefanten sich im Park verstreut und waren im Buschland fast nicht mehr zu sehen. Außer den üblichen Antilopen und Zebras gibt es im Addo Park viele große Schildkröten, die wir sonst nirgends gesehen haben. Abends haben wir uns dann noch einen Night-Game-Drive mit Abendessen in einem privaten Gamepark gegönnt. Dort kamen wir an Rhinos, Löwen (mit Jungen beim Verspeisen einer Antilope) und andere Tiere bis auf wenige Meter heran. Das geht mit dem eigenen Auto ohne Ranger nicht. Von Addo ging es dann über das verschlafene alte Städtchen (schöne alte Häuser) Graaff- Reinert in das Gebiet um die Drakensberge. Da Regenzeit ist, hatten wir immer wieder Abendgewitter, aber tagsüber meist wechselnd wolkig. Richtige Regentage hatten wir bisher kaum.
Die Drakensberge sind ein Bergmassiv mit einigen über 3000 m hohen Gipfeln. Sie sind phantastisch schön und ein Wanderparadies. Weniger paradiesisch sind die Zuludörfer außerhalb der Nationalparks. Viele offenbar arbeitslose Jugendliche, wobei vor allem die Männer offensichtlich außer cool sein und reden nichts zu tun haben. Zum Teil leben die Menschen noch in Rundhütten (mit Blechdach) ohne fließendes Wasser und Außentoilette. Es gibt ein paar kleine Felder und etwas Vieh und das in einem Gebiet, das offenbar fruchtbar ist und genügend Wasser hat.
Wir waren in verschiedenen Parks (Royal Natal, Injisuthi und Giant Castle) und haben dort verschiedene, zum Teil ganztägige Wanderungen gemacht. Eine Wanderung führte zu einer Höhle mit Felszeichnungen der Buschmänner. Da Weihnachten war, wollten wir uns in einem kleinen Ort (Bergville) verproviantieren. Der Ort und der Supermarkt waren das reine Chaos. Vollkommen überfüllt, da Unmengen von Menschen, die in den großen Städten arbeiten, für die Feiertage in ihre Dörfer zurückgekommen waren und Unmengen von Vorräten für die Großfamilie einkaufen mussten. Unbeschreibliches Chaos und wir mitten drin als fast einzige Weiße. Wir haben nämlich erst später mitbekommen, dass es im nächsten Ort etwas teurere, aber saubere und ordentliche Geschäfte gab, in dem dann die Weißen und wohlhabendere Farbigen eingekauft haben. Nun ja, es war jedenfalls eine Erfahrung und wir bekamen, was wir brauchten.
Philipp hat auf den Campingplätzen in seinem eigenen Zelt geschlafen, das er aus Kanada mitgebracht hatte. In den Nationalparks sitzt er vorne auf einem Klappstühlchen mit im Führerhaus, auf öffentlichen Straßen hinten in der Kabine (dort haben wir Sitze mit Gurten).
Nach den Drakensbergen ging es auf einer langen Etappe über Durban ans Meer in Richards Bay (Einkaufen, Internet etc.) und St. Lucia. Hier wurde es dann voll, da die Südafrikaner traditionell Urlaub über Weihnachten (Sommerferien) am Meer machen. Meist burische schwergewichtige Großfamilien bauen riesige Zeltstädte auf und Fischen und Grillen (wird hier Braai genannt). Wir haben aber trotzdem immer noch ein Plätzchen gefunden. St. Lucia ist ein sehr munterer und netter Ferienort mit schönem Strand (und wildem Meer) und einer Flussmündung. Nur Schwimmen in der Flussmündung ist keine gute Idee. Wir haben mindestens ein Dutzend Hippos und 5 große Krokodile bei einem Abendspaziergang gezählt. Von St. Lucia haben wir einen Ausflug in den Cape Vidal Nationalpark gemacht, eigentlich zum Schwimmen. Nur gab es eine so schöne Landschaft mit so vielen Tieren (Rhinos, seltene Waterbucks, Kudus und viele andere Antilopenarten), die wir noch nie vorher gesehen haben, dass wir erst am späten Nachmittag am herrlichen Strand ankamen. Das war einer der besten Gamedrives, die wir je gemacht haben.
Jetzt sind wir beim Hluhluwe Nationalpark (im Park selbst kann man nicht campen), der besonders für seine Rhinos bekannt ist. Wir haben das an Silvester kontrolliert und es stimmt. Wir haben über 10 Rhinos gesehen, zum Teil schlafend in der Schlammsuhle, aber auch als „Roadblock“ auf der Straße. Ein paar Elefanten und Giraffen und jede Menge Antilopen und Zebras (und natürlich Vögel) waren im Buschland zu sehen. Allerdings ist der nördliche Teil des Parks sehr dicht mit Büschen und Bäumen bestanden, so daß Tiersichtungen schwierig sind. Bei unserem hohen Auto ging es noch, in einem PKW sieht man meistens nur grün. Der südliche (weniger bekannte) Teil ist offener, da sieht man mehr. Außerdem gab es immer wieder Gruppen von Wasserbüffeln, die von der Ferne nur mit dem Fernglas von den anderen Dickhäutern zu unterscheiden waren.
Am 2. Jan. treffen wir uns mit Pascale, die in einem Game Reserve ganz in der Nähe von Hluwhluwe Wochen als Voluntärin gearbeitet hat. Wir werden 2 Tage zusammen sein, bevor sie nach Cape Town fliegt, um ihre Rundreise durch Südafrika, Namibia und Botswana anzutreten. Auch Philipp wird am 6.1. wieder zurück fliegen und wir fahren alleine weiter. Doch das ist dann der nächste Blog.
Freitag, 16. Dezember 2011
Kapstadt und Garden Route
Keine 100 m vor uns tosen die Wellen des Indischen Ozeans. Wir campieren im Tsitsikamma Nationalpark an einer herrlichen Steilküste an der Mündung des Stormy River, der aus einem Canyon im letzten Urwald der Südküste ins Meer fließt.
Aber erst einmal der Reihe nach. Nach unserer Ankunft in Port Elizabeth und den Formalitäten zum Empfang unseres Campers, Einkaufen, Gasfüllen etc. (siehe vorherigen Bericht), sind wir westwärts auf einer Nebenstrecke durch das Langklooft-Tal (R62 für die, die eine Karte haben) und über den Swartsbergpass und die N1 in mehreren Tagen nach Kapstadt gefahren. Das Langklooft-Tal ist ein sehr trockenes, aber mit extensiver Landwirtschaft genutztes Tal (Klein-Karoo) zwischen der ersten Bergkette an der Küste und der zweiten Kette vor dem südafrikanischen Inland. Es ist landschaftlich sehr schön und es ist faszinierend zu sehen, wie die Wolken von der Küste über die erste, hohe Bergkette „schwappen“, um dann den Berghang herunterzufließen und sich aufzulösen. Es gibt ein paar kleine Dörfer oder Städtchen, die zum Teil nette alte Häuser im kap-holländischen Stil haben. Eine Nacht haben wir auf einer Guestfarm in den Bergen übernachtet, die herrlich an einem Wasserfall liegt, aber nur über 30 km wirklich raue Bergpiste (nichts für PKW) zu erreichen war.
Sehr spannend war auch der Swartsbergpass, der über eine raue Piste steil auf ca. 1800 m führt und eine fantastische Aussicht auf wirklich schöne Berge und Canyons bietet.
Gut gefallen hat uns Prince Albert, ein kleines pittoreskes, etwas alternatives Städtchen mitten in schöner, einsamer Berglandschaft. Hier tranken wir in einem erstklassigen Restaurant unseren bisher besten Wein aus der Gegend (wir suchen ihn seither vergeblich in jedem Supermarkt).
Über das Wineland, nur knapp 1 Std. außerhalb von Kapstadt (sehr schöne Weingüter, herrliche hügelige Landschaft) mit den alten und pittoresken Städtchen Franschhoek und Stellenbosch, mit einer der bekanntesten Universitäten des Landes, ging es weiter nach Kapstadt.
Übrigens waren bis auf ein paar Pistenausflüge bisher alle Straßen in gutem Zustand (besser als in vielen Ländern Europas) und auch sonst ist die Infrastruktur (Tankstellen, Supermärkte, Geldautomaten) mit Mitteleuropa vergleichbar. Da auch die Temperaturen eher frisch sind, würde man nicht glauben, in Afrika zu sein, gäbe es nicht am Rand aller mittleren und größeren Städte die mehr oder weniger ausgedehnten Elendsviertel (Townships). Die Villen der besseren Wohnviertel sind mit Mauern, Elektrodraht und Alarmanlagen verbarrikadiert. Die Unterschiede zwischen den vielen (schwarzen) Armen und der meist (aber nicht ausschließlich) weißen Mittel- und Oberschicht, die sehr gut leben, sind enorm und offensichtlich. Ob das auf die Dauer gut geht?
In Kapstadt haben wir ein paar Tage in einem guten Hotel (mit Parkplatz für den Camper) an der Waterfront übernachtet, da wir keine Lust hatten, von den außerhalb liegenden Campingplätzen in die Stadt zu pendeln. Es ist eine spannende, lebendige, wirklich multi-kulturelle Stadt mit vielen Gesichtern. Wir möchten hier nicht die einschlägigen Reiseführer wiederholen, aber es lohnt sich, hierher zu kommen.
Nach Kapstadt ging es dann über das Kap der Guten Hoffnung (landschaftlich schön, sehr bergig, an der Küste Pinguine) auf der N2 an der Südküste entlang weiter Richtung Cape Agulhas. Das ist nämlich die Südspitze Afrikas und nicht das Cape Hope (da haben wir wieder etwas gelernt). Inzwischen hatte sich der Starkwind, den wir eigentlich bisher dauernd hatten, zu einem Sturm entwickelt, es wurde kalt und regnerisch. Wir haben kurz entschlossen in einem großen Hotel mit Thermalquellen in Caledon den Durchzug der Sturmfront abgewartet (war nur eine Nacht).
Auf der Weiterfahrt entlang der Südküste hat uns die weite, hügelige Landschaft mit der im Inland liegenden Bergkette (die hatten wir auf der Hinfahrt ja von der anderen Seite gesehen) gut gefallen.
Ein Highlight/lohnender Umweg war der De Hoop Nationalpark (nur auf vielen km Rumpelpiste zu erreichen), in dem wir Bergzebras, Paradieskraniche und die nur in der Kapregion vorkommenden Buntböcke aus nächster Nähe in Freiheit sehen konnten.
Jetzt sind wir (siehe oben) für ein paar Tage im Tsitsikama Nationalpark mit wilder Steilküste und Urwäldern. Die sehen aber eher aus wie in British Columbia, da das Klima hier absolut nicht tropisch, sondern gemäßigt ist. Das Wetter ist immer noch windig, aber schön. Tagsüber ist es angenehm warm, nachts sehr frisch. Hier wollen wir wandern, bevor wir am 18.12. unseren Sohn Philipp in Port Elizabeth für die Weihnachtsferien abholen. Doch das ist das nächste Kapitel.
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Hey Christa und Stefan, hat uns sehr gefreut euch wieder bei Thomas und Marta zu treffen.
AntwortenLöschenBeindruckend dein Block!!
Mit lieben Grüssen
Cuca + Javier