Vom Regenwald ins Hochgebirge -
Eine Reise durch British Columbia 2014 (Photos gibt es hier)
Im
Juni sind wir mit unserem kanadischen Camper von Canmore über Vancouver,
Vancouver Island, die Inland Passage, Prince Rupert, Dawson Creek, Edmonton und
Rocky Mountain House wieder nach Canmore gefahren. Wir waren ziemlich genau
einen Monat unterwegs, haben 6.200 km zurückgelegt und die unterschiedlichsten
Landschaftsformen (Meer, Hochgebirge, Prärie) erlebt.
Überrascht
hat uns die Zahl der Wildtiere: 9x Schwarzbären (davon zweimal eine Mutter mit
2 Kleinen), mehrfach Dickhornschafe, Moose, viele Dear (Reh-Art), Koyoten,
Wale, Delphine, Seelöwen, Seehunde, Weißhttp://www.cs-reisemobile.de/cs-reisemobile.htm#startkopf-Seeadler,
einen Biber und einen Otter, um nur einige Tierarten zu nennen.
Wenn
Ihr Lust habt, kommt doch mit auf die Reise.
Gestartet
sind wir am 3.6. in Canmore zu dritt, da uns Christas Schwester Gerlinde bis
Vancouver begleitet hat. Wir sind relativ flott über die Kootenays, Invermere und
Revelstoke nach Kelowna gefahren, wo wir am 5.6. mittags angekommen sind.
Trotzdem blieb genug Zeit, um in dem Thermalschwimmbad in Radium Springs zu
baden und die fantastische Berglandschaft zu bewundern. Ein Highlight war eine
Herde Dickhornschafe beim Campingplatz des Nationalparks bei Invermere und eine
Bärenmutter mit 2 Kleinen, die friedlich am Straßenrand Löwenzahn vertilgten.
In
Kelowna haben wir dann unseren Sohn Philipp und seine wirklich nette Freundin
Shanna getroffen. Anlass der Reise war nämlich Philipps Convocation
(Examensfeier) am 6.6. an seiner Uni in Kelowna.
Die Zeremonie selbst war ausgesprochen feierlich mit all den
jungen Leuten und den Professoren in ihren Roben. Davor und danach wurde
natürlich mit Philipps Studienfreunden heftig gefeiert. Nach zwei sehr schönen
Tagen mussten die jungen Leute zurück zu ihren Jobs und wir fuhren weiter nach
Vancouver. Es ging durch das Okanagen-Valley und Summerland. Die Gegend trägt
ihren Namen zu Recht. Es liegt klimatisch sehr geschützt und ist die Riviera
Kanadas. Überall wird Wein (zum Teil sehr gut!) und Obst und Gemüse angebaut.
Der südlichste Teil des Tales gilt als der nördlichste Ausläufer der Sonora-Wüste
mit entsprechender Flora und Fauna (jedenfalls dort, wo die Obstplantagen noch
Platz für ursprüngliche Natur gelassen haben).
Fährt
man Richtung Vancouver, kommt man über endlose Steigungen sehr schnell wieder
in die dicht bewaldete Berglandschaft der Rocky Mountains. Es gibt immer wieder
Clearcuts, wo Holz geerntet wird, aber sonst nur grandiose Natur und sehr
wenige Teerstraßen. Wenn man will (und ein entsprechend stabiles Auto hat,
Mietwagen dürfen da nicht hin), kann man praktisch in ganz BC die Landschaft
abseits der Teerstraßen auf unbefestigten Forestry Service Roads erkunden, z.T.
sind die Strecken mehrere Hundert Kilometer lang. Erstaunlich häufig werden vom
Forestry Service oder in privater Initiative an besonders schönen Stellen
kleine, unbewirtschaftete einfache Camps mit Tisch, Feuerstelle, Plumpsklo und
Wasser aus Fluß oder See angelegt. Meist sind da auch rustikale Wanderwege. Es gibt eine Kartenreihe mit Führer (Backroad
Mapbook), in der alle Nebenwege, Wanderwege und Camps eingezeichnet sind. Diese
Mapbooks sind unverzichtbar, wenn man etwas abseits unterwegs sein möchte. Sie
gibt es bei Canadian Tire oder guten Camping Ausrüstern, aber jeweils nur für
die eigene Region. Zusätzlich gibt es kostenlos bei den Tourist Infos die
blau-weißen Provincial Parks Maps and Visitor Guides für alle Regionen von BC.
Da
wir schon öfter in dieser Gegend waren und Christas Schwester am 8.6. wieder
nach zurückfliegen musste, sind wir diesmal ziemlich flott nach Vancouver
gefahren. Gewohnt haben wir dort in dem historischen Sylviahotel direkt an der
English Bay (da wollten wir immer schon hin). Im Schnelldurchgang haben wir
Gerlinde Highlights von Vancouver gezeigt. Vancouver ist immer eine Reise wert.
Nachdem wir Gerlinde dann an den Flughafen gebracht hatten, gab es keine
Terminvorgaben mehr und wir haben 2 Gänge zurückgeschaltet. Wir haben noch
Freunde zum Picknick am der Bucht von Vancouver getroffen und sind dann
gemütlich Richtung Vancouver Island aufgebrochen.
Erste
Station war Victoria ganz im Süden. Victoria ist die Hauptstadt von British
Columbia, und wegen des milden Klimas auch Wohnort wohlhabender Rentner. Es ist eine nette,
etwas verschlafene Stadt, die von Beamten, Rentnern, Studenten und Touristen
lebt.
Wir
sind insgesamt fast 2 Wochen auf Vancouver Island geblieben und haben die wilde
Pazifikküste mit den dschungelartigen
Regenwäldern und fantastischen Stränden genossen. Allerdings ist das Wasser,
jedenfalls Anfang Juni, zu kalt zum Baden und das Klima ist ziemlich rau und
feucht (wie sollte es sonst Regenwald mit bis zu 70m hohen Bäumen geben?).
Die Pazifikküste um Tofino ist touristisch gut
entwickelt, aber in der Vorsaison noch gut erträglich. Im Juli/August mag das
anders sein. Der Rest der Küste ist wenig bis gar nicht erschlossen und, wenn
überhaupt, auf Fernwanderwegen (sehr rau, Mehrtagestour) oder auf Forest
Service Roads erreichbar.
Die
zweite Landschaftsform ist das bergige Zentrum mit dem Strathcona Provincial Park.
Er ist landschaftlich wunderschön (einer unserer Lieblingsparks) mit
hervorragenden Wandermöglichkeiten aller Schwierigkeitsgrade. Die touristische
Infrastruktur besteht aus 2 Einfachcamps
(kein Strom, Wasser
mit Handpumpe, Plumpsklo) und einer Lodge. Es ist also nicht gerade überlaufen.
Dort haben wir einige sehr anstrengende, aber wunderschöne Bergwanderungen
gemacht. Da der nächste Ort mit Beleuchtung fast 100 km entfernt ist und man
auf über 1.000 m campt, kann man wunderbar die Sterne beobachten (wenn es
endlich dunkel wird). Der beste Stellplatz ist der Ralph River Campground, da
von dort die Wanderwege gut zu erreichen sind.
Ganz
anders im Charakter ist die Ostküste. Sie ist sehr geschützt und wesentlich
trockener, als die Westküste, da sie nur eine schmale Meerenge vom Festland
trennt und die Berge im Inneren der Insel viel Regen abhalten. Zwischen
Vancouver Island und dem Festland gibt es einen Irrgarten an kleinen und großen
Inseln mit Fjordküsten, so dass das Meer eher wie ein See wirkt. Hier wimmelt
es von kleinen Fischerbooten und man kann Kreuzfahrtschiffe und, wenn man Glück
hat, Wale von der Küste beobachten. Durch Empfehlungen von Einheimischen haben
wir mehrfach wunderschöne Stellplätze an kleinen Fischerhäfen oder auf Inseln
gefunden. In den kleinen Häfen standen 2-3 kleine Wohnmobile direkt am Wasser,
sonst waren nur Fischer unterwegs. In Deep Bay haben wir einen Otter
beobachtet, leider war es schon zu dunkel für ein Foto. Die größeren Inseln
sind mit Fähren erreichbar und, wenn möglich noch verschlafener, als Vancouver
Island.
Falls
jemand eine ähnliche Tour vorhat, hier die schönsten Stellplätze an der
Ostküste: Deep Bay, Kelsey Bay, Regional Park auf Sointula Island.
Langsam
mit vielen Fotostops und Wanderungen sind wir bis Port Hardy gefahren, wo wir
für den 23.6. die Fähre nach Prince Rupert gebucht hatten. Sie fährt einen
ganzen Tag (von 7h morgens bis 11h abends) durch die wunderschöne Fjord- und
Insellandschaft der Inland Passage. Auf über 500 km Länge gibt es eine Ansiedlung
(Bela Bela), sonst nur Fjorde und Wälder. Wir hatten vor Jahren schon einmal
die kürzere Route nach Bela Coola genommen und uns riesig auf die Fahrt
gefreut. Leider war das Wetter nur auf dem ersten Teil bis Bela Bela gut,
danach hat es aus Kübeln geschüttet. Die Sicht war damit eingeschränkt. Es war
immer noch eine sehr schöne Landschaft mit steilen Hängen und grandiosen
Wasserfällen, aber die Bergspitzen der
Insel waren in Wolken. Trotz der eingeschränkten Sicht konnten wir Delphine
sehen und Wale ahnen.
Kurz
vor Mitternacht kamen wir bei immer noch strömendem Regen in Prince Rupert an. Das
war also ein normaler Tag für Prince Rupert, wo es 220 Tage im Jahr regnet. Die
lokale Wirtschaft hat sich darauf eingestellt.
Auch die nächsten Tage, bis wir über die erste Bergkette
waren, hatten wir immer mal wieder Schauer. Prince Rupert ist eine kleine Stadt
ziemlich am Ende der Welt, die mit ihrem Hafen und etwas Tourismus versucht, zu
überleben. Es gibt ein fantastisches Museum der Küstenindianer,
ein paar
nette Häuser am Hafen und in der Nähe eine alte, jetzt als Museum eingerichtete
Lachskonservenfabrik (Besuch lohnt sich). Das war‘s.
Wir
waren daher schon am Nachmittag auf dem Yellowhead Highway Richtung Osten
unterwegs. Die Straße geht durch das wunderschöne Skeena-Tal mit einem ziemlich
mächtigen Fluss und steil aufsteigenden Bergen. Sobald wir über den ersten
Bergrücken waren, wurde auch das Wetter besser. Außer der wirklich schönen
Landschaft hat uns besonders Old Hazelton gefallen. Es ist ein kleines Dorf,
das bis zum Bau der Eisenbahn 1914 die Endstation der Dampfschiffe war, die von
Prince Ruppert den Skeena-River aufwärts fuhren und das Innere von BC, aber
auch die Goldfelder des Yukon und z.T. Alaskas erschlossen. Mit dem Bau der
Eisenbahn wurde die Schifffahrt eingestellt und der Ort verfiel in Tiefschlaf,
wurde aber nie aufgegeben. Er ist im Wesentlichen noch wie um 1900 und wurde
liebevoll restauriert.
Die Einwohner (viele Indianer) versuchen sich mit Fischen,
Landwirtschaft und den paar Touristen, die sich in diese Gegend verirren, über
Wasser zu halten. Da ganz in der Nähe der Steward-Cassiar Highway nach Alaska
abzweigt, gibt es sogar ein paar Touristen.
Eine weitere Etappe war Burns Lake, wo wir auf Schotterstraßen das
Seengebiet südlich des Ortes erkundet haben und uns auch für einen halben Tag
ein Kanu mieten konnten. Außer einer Loon-Familie
mit Jungen (Loons sind große Taucher mit einem ganz speziellen Ruf und gehören
auf jeden vernünftigen kanadischen See) konnten wir beobachten, wie ein
Seeadler einem Osprey (Fischadler, etwa so groß wie ein Bussard) einen Fisch
abjagte, den er gerader gefangen hatte. Außerdem haben wir noch nie so viele
springende Fische gesehen, die z.T. über einen Meter hoch aus dem Wasser
sprangen.
Ab Fraser Lake bis
Prince George wurde die bisher so spektakuläre Landschaft eintönig. Den an sich
netten Abstecher nach Fort St. James haben wir uns gespart, da ich letztes Jahr
einige hundert Kilometer nördlich von Fort St. James mit Philipp eine
einwöchige wunderschöne Kanutour auf den Nation Lakes gemacht hatte.
Prince
George ist die erste größere Stadt und Versorgungspunkt, niemand bleibt dort
länger, als er muss. Die ganze Region leidet unter dem Baumsterben, das von
einem Käfer (Pine Beetle) ausgelöst wurde, inzwischen sind ca. 70% der Wälder
abgestorben, kein hübscher Anblick!
Von
Prince George sind wir dann über mehrere Tage über Chetwynd und Tumbler Ridge
nach Dawson Creek gefahren. Wir hatten uns an sich nichts Besonderes
versprochen, da der Reiseführer (Lonely Planet BC) zu dieser Strecke kaum etwas
meldete. Umso mehr waren wir von der Schönheit der sehr einsamen Mittelgebirgslandschaft
mit Flüssen und Seen überrascht. Auf Empfehlung eines Kanadiers haben wir eine
wunderschöne, wenn auch sehr anstrengende Tageswanderung an einen Wasserfall
gemacht.
Offenbar fand ein Bär
den Weg auch schön, denn er hatte nur Minuten vor uns mitten auf dem Weg einen
sehr beeindruckenden Haufen hinterlassen und wir konnten ihn auch noch hören.
Sowohl der Bär, als auch wir haben aber beschlossen, uns aus dem Weg zu gehen,
sodass wir ihn nicht in den Büschen aufgestöbert haben. So neugierig waren wir
dann doch nicht.
Trotz
Wanderungen ging es dann irgendwann nach Dawson Creek, das sich (nur) dadurch
auszeichnet, dass es der Beginn des Alaska Highway ist.
Im 2. Weltkrieg war Dawson Creek nämlich der nördlichste
Punkt der Eisenbahn und die Amerikaner beschlossen, von dort in 11 Monaten eine
Schotterstraße nach Alaska zu bauen. Vorher gab es nämlich keine Landverbindung
nach Alaska. Der Highway ist heute längst geteert und wird von Horden
(jedenfalls schien es uns so, nach der Einsamkeit der vorhergehenden Wochen)
von amerikanischen Rentnern in riesigen Wohnmobilen befahren. Eine alte
Holzbrücke, an der wir auch gecampt haben, ist noch erhalten.
Dort konnten wir auch zum ersten Mal in aller Ruhe abends
einen Biber an Land beim Fressen beobachten. Die Tiere sind überraschend groß.
Bisher hatten wir Biber nur im Wasser gesehen. Da wir nur einen kleinen
Abendspaziergang am Fluss machen wollten, hatten wir natürlich keine Kamera
dabei.
Von
Dawson Creek sind wir dann durch langweilige Prärielandschaft nach Edmonton
gefahren. Edmonton ist die Hauptstadt von Alberta. Es hat ein paar ganz nette
Ecken und die angeblich größte Shopping Mall der Welt (mindestens aber Kanadas)
komplett mit Wellenbad und Vergnügungsparks (natürlich alles überdacht,
Edmonton hat kalte Winter).
Von
Edmonton wollten wir dann direkt nach Hause (Canmore), da wegen des langen
Canada Day Wochenendes sowieso alle Parks überfüllt waren. An sich ist das eine
3,5 h Fahrt. Aber nach einiger Zeit auf der belebten und langweiligen Autobahn
haben wir beschlossen, einen Umweg von Red Deer über Rocky Mountain House und
den Banff-Jasper National Park zu machen. Dieser Umweg hat sich mehr als
gelohnt. Die Landschaft zwischen Rocky Mountain House und dem Nationalpark ist
spektakulär schön, man fährt auf leerer Straße aus der Prairie, durch die
Vorberge langsam in das Hochgebirge mit Gletschern und Pässen um die 2.000m.
Die Gegend ist nur ein
paar Stunden von Canmore, einsam, keine Touristen (der Nationalpark ist im
Sommer fest in deutscher Hand), mit vielen kleinen einfachen Camps und
Wanderwegen. Da werden wir sicher noch einmal hinfahren.
Entsprechend
spät sind wir in Canmore angekommen. Am nächsten Tag war Nationalfeiertag und
nach dem Auspacken (geht bei dem kleinen Auto schnell) haben wir den Rest des
Tages im tiefenentspannten Canmore die Festivitäten genossen.
Fazit:
Es war eine sehr schöne, außerordentlich abwechslungsreiche Reise mit vielen
Erlebnissen. Außerhalb der Städte ist Kanada schon sehr leer. Nur Logging (Holzwirtschaft)
mit entsprechenden Sägewerken und riesigen Sortier- und Lageranlagen
gibt es auf Vancouver Island noch Lachsfischerei und auf dem
Festland ein paar Bergwerke. Entsprechend klein und rustikal sind die meisten
Orte. Man sieht fast nur Pick-up Trucks in Heavy Duty Version, meist
schlammverspritzt.
Nach
Vancouver und ohne festen Terminplan haben sich Route und Zeitplan (mit dem
gebuchten Eckpunkt der Fähre nach Prince Rupert) spontan entwickelt, so wie wir
das mögen. Außer einem Reifenschaden (die Reifen sind allerdings schon sehr
abgefahren) durch einen scharfen Schotterstein hatten wir keinerlei Probleme.
Das Wetter war durchwachsen, feuchte und trockene oder sogar schöne Tage und
kalte Nächte haben sich abgewechselt. Nach einem extrem kalten und langen
Winter war das Frühjahr in Westkanada ungewöhnlich feucht. In der Vorsaison
sind die Nächte allerdings noch kalt, besonders im Gebirge. Außer neuen
pistentauglichen Reifen (Grabber at/2) habe ich heute eine Heizung für die
Kabine bestellt. Das „Alter“ fordert seinen Tribut…