Donnerstag, 8. November 2012

8.11.2012 Etosha (Namibia) – Hwange NP (Zimbabwe)

 

Seit unserem letzten Bericht aus der Etoshapfanne ist viel passiert-Erfreuliches und weniger Erfreuliches.Vom Ostausgang des Etosha Parks sind wir über Grootfontein bis an die Grenze von Botswana nach Tsumkwe gefahren. Die Piste in Namibia war rau mit Wellblech (ich hasse Wellblech) aber sonst problemlos und die Landschaft nett.
Es war größtenteils locker bewaldetes Hügelland mit ein paar (nahezu) trockenen Flusstälern. 
Übernachtet haben wir in einem wirklich  gottverlassenen Dorf (Tsumkwe) auf einem überraschend guten Campingplatz, der sogar einen Pool hatte. Wie auf bisher fast allen Campingplätzen waren genügend andere Reisende da, so dass es interessante Gespräche über woher und wohin gab.
Am nächsten Tag ging es dann vollkommen problemlos über einen winzigen Grenzübergang nach Botswana. Die folgenden etwa 120 km waren in Tracks4Africa als „Slow Road“ gekennzeichnet. Das stimmte auch, wir brauchten fast 4 Stunden. Jetzt in der Trockenzeit war sie ausgewaschen und schlecht, in der Regenzeit ist sie sicher unpassierbar.
Mit einem kurzen Zwischenstück auf Teerstraße (das tat gut) fuhren wir durch langweilige, überweidete  und z.T. verbrannte Landschaft zu den Tsodilo Hills. Diese Hügelkette steigt sehr schön aus der Ebene auf, ist bewaldet und es gibt dort sehr viele Felszeichnungen.  
Es ist immerhin UNESCO Weltkulturerbe (was aber die Piste dorthin auch nicht besser macht). Eintritt und Campingplatz  sind kostenlos (so etwas gibt es!), allerdings gibt es außer im Hauptcamp, das durch eine einheimische Jugendgruppe belegt war, auch keinerlei Campingeinrichtungen; kein Problem, wir sind ja autark.
Auch dort haben wir Fernreisende getroffen, die seit 15 Jahren (mit Unterbrechungen) mit ihrem Toyota (natürlich mit Ormocaraufbau) in der ganzen Welt unterwegs sind. Es wurde ein langer Abend.  Am nächsten Morgen haben wir dann im Visitor Centre eine Führerin bekommen (eine sehr nette San), die uns die Felszeichnungen erklären konnte.  Die Hügel sind nachweislich seit rund 20 000 Jahren von den Buschleuten (San) bewohnt (sie sind immer noch da). Die meisten der etwa 4000 Zeichnungen sind angeblich aus der Zeit nach 800 n.Chr. Da sie meist nicht in geschützten Höhlen liegen sind, ist ihr Erhaltungszustand häufig nicht so gut wie die Felszeichnungen, die wir in der Sahara gesehen haben. Trotzdem war die Wanderung sehr schön und ein seltenes Erlebnis .
Danach  haben wir ein paar Tage in einem sehr schönen Camp (Drotzky´s Camp) an der Nordspitze des Okavangodeltas bei Shakawe verbracht und die Zeit mit einer Bootstour (sehr viele Vögel) und Fotoarbeiten verbracht.   
Dort kamen wir mit dem Manager ins Gespräch und dabei festgestellt, dass er ein ehemaliger Kollege unseres guten kanadischen Freundes Norman war. Beide hatten zur gleichen Zeit für DeBeers in Botswana gearbeitet. Ein guter Grund für ausgiebige Gespräche (und einige Gin-Tonics). Als wir dann erwähnten, dass wir gerne einen mehrtägigen Ausflug in das Okavangodelta machen würden, hat er gleich bei seiner Tochter angerufen, die für einen der großen Lodgebetreiber arbeitet. Ein paar Tage später in Maun konnte sie uns dann einen mehrtägigen Aufenthalt in einer der Fly-in Luxuslodge (Kanana) arrangieren. (zu etwa 50% des Listenpreises).   Dort gab es Gelegenheit für  Bootsausflüge (fantastisch, Crocs, Hippos satt, Unmengen auch seltener Vögel in einer Sumpflandschaft)
Game Drives (nett, aber außer einem kurzen Blick auf einen Leoparden wenig spektakulär) und wir haben uns sonst nach allen Regeln der Kunst verwöhnen lassen. 
Nach dem Rückflug nach Maun und einigen Gesprächen mit Führern und anderen Reisenden haben wir dann doch beschlossen, auch mit dem Auto noch einmal in die Moremi Game Reserve zu fahren. Da das Auto weniger als 3,5 t hat, ist das auch noch bezahlbar. Über 3,5 t kostet es nämlich über 100 € Eintritt (pro Tag!), bis 3,5 t nur 5€. Wir sind in einem Tag vom South Gate zum North Gate gefahren (mit ein paar Schlenkern links und rechts). Es war zum Teil sehr sandig, aber wir hatten keine Probleme. Am Kwai-River entlang auf der Seite des Parks haben wir schöne Tierbeobachtungen gehabt, auch Pferdeantilopen
und Lechwe, die es nur in Sambia und im Okavangodelta gibt. Da wir keine Reservierung für einen Campingplatz im Park hatten (da gibt es nur wenige und die sind meist auf 1 Jahr ausgebucht), wollten wir auf einem einfachen Community Campground in einem kleinen Dorf  (Kwai Village) gerade außerhalb des Parks übernachten.
Im Dorf fanden wir auch rasch die Hütte zum Bezahlen und zahlten immerhin 28 € für einen Platz ohne jegliche Einrichtungen, aber angeblich wunderbar am Fluss gelegen sei. Der  Kassierer, den wir nach dem Weg fragten, war aber schon erheblich betrunken und zeigte auf unsere Frage nach
dem Weg  nur wage in eine Richtung. Immerhin meinte er, es sei etwa 12 km. Da aber sowohl unsere neue Karte, als auch unser GPS den Campingplatz eingezeichnet hatten und auch eine Piste dorthin zeigten, waren wir nicht beunruhigt. Lediglich ein kleines handgeschriebenes Schild „Detour“ am Ortsausgang verwirrte uns, da es in die falsche Richtung zeigte und auf eine relativ neue Piste, die weder unsere Karte noch der GPS kannte. Also sind wir Karte und GPS gefolgt und das war ein schwerer und folgenreicher Fehler. Wie sich später herausstellte,  sind wir eine alte Piste gefahren, die seit Jahren ungenutzt ist, zum Teil gar nicht mehr existiert und in ein Gewirr von Game Drive Tracks der umliegenden Lodges aufgegangen ist. Wir mussten 3 heftige Wasserdurchfahrten machen. In der ersten verloren wir unser Nummernschild und unser Luftfilter wurde nass. Wir haben natürlich Ersatz dabei und es ist dem Motor glücklicherweise nichts passiert. Andere Wasserdurchfahrten haben wir nur machen können, da uns einheimische Game Drive-Autos die fahrbare Durchfahrt gezeigt haben. Nach der letzten ist es dann passiert- zwei Warnleuchten gingen an: ABS und Allradausfall. Der Allrad (und das ABS) funktioniert seither nicht mehr. Ich vermute, dass die ABS Sensoren den Allradantrieb steuern und mit einer Störung im ABS auch der Allradantrieb ausfällt. Ein netter Südafrikaner hat uns mit seinem Landcruiser durch ein Sandfeld gezogen und den Rest der Strecke (glücklicherweise nur noch 2 km bis zur festen Hauptpiste) konnten wir mit extrem abgelassenen Reifen und Erfahrung auch mit Hinterradantrieb meistern. Aber ohne Allradantrieb ist es natürlich blöd.
Wären wir der in unserer Karte nicht eingezeichneten neuen Piste gefolgt, die offenbar die „nasse“ Zone weiträumig umfährt (und daher am Anfang auch in die „falsche“ Richtung geht), wären wir ohne Probleme zum Camp gekommen und hätten am nächsten Tag in einem der schönsten und wildreichsten  Gebiete, die wir kennen Pirschfahrten machen können. So waren wir wegen der Orientierungsprobleme und der Wasserdurchfahrten so gestresst,  dass wir für diese fantastische Gegend kaum einen Blick hatten. Nachdem dann auch noch der Allradantrieb ausfiel, war sowieso nicht an weitere Rundfahrten zu denken. Abgesehen davon ist dies bisher die einzige Gegend, in die wir noch einmal mit Guide zurück wollen.
In Maun und der nächsten größeren Stadt Francistown haben wir dann versucht, den Fehler reparieren zu lassen. Das war leider ohne Erfolg, da beim Ford Service das Diagnosegerät defekt war und wir nicht eine unbestimmte Zeit auf die Reparatur des Diagnosegerätes warten wollten.
Wir fahren seither nur mit Hinterradantrieb, was für die nächste Zeit auch kein Problem sein wird. In Südafrika finden wir dann hoffentlich eine Ford-Werkstatt mit funktionierendem Diagnosegerät, um die Elektronik wieder zu reparieren.
In Botswana ging es durch langweilige platte Halbwüste   (aber flott auf guten Straßen) nach Kasane, wo wir auf dem Campingplatz einer guten Lodge (Chobe Safari Lodge) ein paar Tage verbrachten.  Von dort aus haben wir sowohl vom Wasser aus, als auch auf dem Landweg den Chobe Nationalpark besucht. Die Bootsfahrt auf dem Chobe-River (ein Boot nur für uns um 7h morgens) war fantastisch. Eine schöne Flusslandschaft mit unendlich vielen Elefanten, Büffeln, Antilopen, Hippos, Crocs, großen Echsen (heißen „Monitors und sind bis 2 m lang), sowie so ungefähr Allem was fliegt, ist wirklich einmalig.   Es wird aber auch sehr professionell vermarktet. Bei der Fahrt auf dem Land konnten wir dann die Kehrseite des Tierreichtums sehen: Die vielen tausend Elefanten haben das Land ziemlich verwüstet.  
Ein besonderes Erlebnis war, einen Löwen zu beobachten, der gerade einen Büffel gerissen hatte, der offenbar mitten im Gebärprozess war. Der tote Fötus lag noch neben dem gerissenen Büffel. Der Löwe war noch so erschöpft von der Jagd, dass er noch nicht fressen konnte, sondern sich erst einmal ausruhen musste.
Von Kasane sind wir dann nach Victoria Falls in Zimbabwe gefahren. Der Grenzübertritt war allen Gerüchten zum Trotz problemlos und wäre in Rekordzeit gelaufen, wenn nicht vor uns eine italienische Reisegruppe ein geräuschvolles Chaos inszeniert hätte. Allerdings haben wir da schon gemerkt, dass „Zim“ teuer ist. Visum und diverse Gebühren für uns und das Auto waren rund 130 US$. Seit 2009 hat Zim nämlich keine eigene Währung mehr, sondern nutzt den US$.
Gleich nach der Grenze gab es dann den ersten Polizeikontrollpunkt. Wir haben seither sicher 10 hinter uns gebracht. Die Bandbreite reicht von Durchwinken oder freundlichen Gesprächen über unfreundliche Kontrollen von Warndreiecken (man braucht 2), Feuerlöscher, allen denkbaren Papieren, Fahrzeugbeleuchtung bis zu Erpressung von 20$ unter Vorwänden (ist uns bisher 1 mal passiert). Das nervt.
Vic Falls ist eine voll auf Tourismus eingestellte Kleinstadt mit allen nur denkbaren Angeboten an Aktivitäten und unzähligen Andenkenläden. Die Wasserfälle sind aber wirklich einmalig beeindruckend, selbst in der Trockenzeit-(und mit 30$ Eintritt pro Nase nicht gerade preiswert.
Wir haben dort an der Kante und z.T. im Sprühregen von den Fällen einen ganzen Nachmittag mit Fotografieren verbracht.  
Am nächsten Tag gab es dann “White Water  Rafting“ auf dem Zambezi, einschließlich Kentern. Die Fahrt selbst ging einen halben Tag, war Adrenalin pur und hat einen riesigen Spaß gemacht. Nicht so spaßig war dann der Aufstieg aus dem Canyon bei über 40C Mittagshitze! Immerhin sind es fast 300 Höhenmeter die Wand hoch, ohne wirklichen Weg. Danach waren wir erst einmal richtig erschöpft und haben uns (nach einer Dusche) einen „High Tea“ in dem ehrwürdigen kolonialen und sehr noblen Victoria Falls Hotel gegönnt.
Jetzt sind wir (nach vielen Polizeikontrollen) im Hwange Nationalpark. Wie so vieles in Zim hat er eine prinzipiell gute Infrastruktur aus kolonialer Zeit und ist ziemlich reich an Tieren. Nur leider verfällt die Infrastruktur, die Angestellten haben seit 8 Monaten keinen Lohn mehr bekommen und versuchen trotzdem den Park irgendwie am Laufen zu halten. Die Gebühren sind sehr hoch, 80$ für Parkeintritt und einen staubigen, vollkommen heruntergekommenen Campingplatz . Der Park ist schön und wir haben viele Tiere gesehen. Besonderes Highlight war ein Löwenrudel von 2 männlichen, 2 weiblichen und 4 kleinen Löwen, die keine 2 m neben der Piste eine Impala-Antilope verspeisten. 
2 Std. später sehen wir nur noch das Skelett, die Geier und Schakale hatten nach den Löwen  ganze Arbeit geleistet. Trotzdem fragt man sich, wieso Touristen (außer solchen wie uns, die einfach neugierig sind) nach Zimbabwe kommen sollen, wo es doch (außer den Victoria Fällen) eigentlich nichts gibt, was man nicht in anderen afrikanischen Ländern mit einem besseren Preis-Leistungsverhältnis und ohne Polizeistress erleben kann. Schade um das schöne Land, mit freundlichen Menschen, das von einer korrupten Clique vollkommen ruiniert wird.
Morgen wollen wir weiter ins kühlere Hochland, aber das ist dann das nächste Kapitel.
P.S.: Ich habe wieder Allradantrieb. Einem Tipp eines Holländers folgend, bei dem auch ein defektes ABS den Allrad blockiert hatte, habe ich einfach das ABS komplett deaktiviert, indem ich die Sicherung herausgenommen habe. Siehe da, der Allradantrieb funktionierte wieder (zumindest manuell, ob auch automatisch konnte ich noch nicht testen), offenbar, da er keine Fehlermeldung vom ABS mehr bekommt. So einfach kann es sein.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen